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Fasziniert von Königsberg Duisburg (RP). Lorenz Grimoni (72) hat viele Jahre in Duisburg als evangelischer Pfarrer gearbeitet. Bekannt wurde der bescheiden auftretende Theologe aber als ehrenamtlicher Leiter des Museums Stadt Königsberg. Viele Duisburger, die Lorenz Grimoni kennen, glauben, dass der evangelische Pfarrer i.R. in Königsberg geboren wurde. Das stimmt nicht, Grimoni wurde 1939 nicht in Ost-, sondern in Westpreußen geboren. Allerdings stammen seine Eltern aus Königsberg, einer Stadt, von der er, gewiss auch durch die Erzählungen seiner Eltern, fasziniert ist. Und zwar so stark, dass Grimoni seit 1987 das Museum Stadt Königsberg leitet, ehrenamtlich, wohl gemerkt. Grimoni war dabei, als das Museum von der Villa an der Mülheimer Straße an den Duisburger Innenhafen zog, wo es im selben ehemaligen Speichergebäude wie das Kultur- und Stadthistorische Museum beheimatet ist (Eingang: Johannes-Corputius-Platz 1). Betreuer statt Leiter Grimoni war stets ein engagierter Museumsleiter, er selber nennt sich "Museumsbetreuer", doch habe er stets darauf geachtet, dass sein Amt als Pfarrer nicht zu kurz kam. Dennoch kann man sich ausmalen, wie viele Stunden seiner Freizeit Grimoni für das Museum opferte. Im Jahr 2002 ging Grimoni als Pfarrer in den Ruhestand. Fortan hatte er mehr Zeit für "sein" Museum. Und diese Zeit nutzte er: 2004 wurde im Museum Stadt Königsberg eine Kant-Ausstellung eröffnet, die international zu den bedeutendsten Gedenkausstellungen über den berühmten Königsberger Philosophen (1724 bis 1804) gehörte. Diese Ausstellung war ein Anlass für die Stadt Duisburg, Grimoni mit der Mercator-Ehrennadel auszuzeichnen; eine vergleichsweise bescheidene Ehrung für den Mann, der sich nicht vereinnahmen lässt und gelegentlich zwischen die politischen Fronten gerät. In einem RP-Interview sagte Grimoni rückblickend: "Die einen warfen allen Königsbergern – und damit auch mir – Revanchismus vor; andere glauben, ich sei zu "links", weil ich Hitlers Schuld und Unheil beim Namen nannte." Gegenüber Ideologien sei er misstrauisch, sagt Grimoni. Genau das macht ihn glaubwürdig. Immer wieder betont Grimoni die kulturgeschichtliche Bedeutung Königsbergs. Natürlich ist Immanuel Kant der berühmteste Sohn der Stadt, von der aus man, so Kant, einen guten Blick in die ganze Welt haben könne. Neben dem Philosophen ist die Künstlerin Käthe Kollwitz die zweite Prägegestalt der Königsberger Geschichte. Es hat lange dauern müssen, bis Lorenz Grimoni selber die Stadt seiner Eltern betreten konnte. 1991 konnte Grimoni, dank Glasnost und Perestroika, zum ersten Mal ins heute russische Kaliningrad fahren. In diesem Spätsommer kam er von dort von seiner 20. Königsberg-Reise zurück. Verbindlich und bescheiden Grimoni, der verbindlich und
bescheiden, aber selbstbewusst auftritt, pflegt seine Königsberger Kontakte, war
bei Feiern zum 450. Bestehen der Königsberger Universität dabei, half bei einer
Kantausstellung seiner russischen "Kollegen" und hat ein offenes Ohr für die
Menschen, die in Königsberg leben oder die von der geschichtsträchtigen Stadt,
wie auch er selber, fasziniert sind.
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