An der Wupper Nogat und Memel
beschworen
„Kleines Ostpreußenfest“ auf Schloß Burg
Das diesjährige „Kleine Ostpreußenfest“ der in
Nordrhein-Westfalen ansässigen Landsleute hat auf Schloß Burg an der Wupper im
Gedenken an die Volksabstimmung vor 90 Jahren stattgefunden.
Die Bewohner der Abstimmungsgebiete Ost- und
Westpreußens waren nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages damals
aufgerufen, sich an die Wahlurnen zu begeben, um über die staatliche
Zugehörigkeit ihrer Heimat zu entscheiden. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Im
Regierungsbezirk Allenstein sprachen sich 97,9 Prozent der Bevölkerung für den
Verbleib bei Ostpreußen aus, im Bezirk Marienwerder waren 92,4 Prozent gegen die
in Versailles propagierten polnischen Annexionsbestrebungen. Auch bei den
Masuren, Ermländern und Westpreußen hieß es unmißverständlich „Wir bleiben
deutsch!“
Der beispielhafte Akt der historischen
Selbstbestimmung wurde durch Jürgen Zauner, den Vorsitzenden der Landesgruppe
NRW, thematisiert: „Auf den Tag genau vor 90 Jahren haben die Menschen zwischen
Maas und Memel auf die Abstimmungsgebiete in West- und Ostpreußen geschaut und
ein überzeugendes vaterländisches Ergebnis erhalten. Unsere Vorfahren in Masuren
und im Ermland haben die damalige aufgezwungene Herausforderung angenommen und
mit Bravour bestanden.“
Auch der Festredner, WDR-Redakteur Hubert Maessen,
widmete seinen Vortrag dem historischen Ereignis vom 11. Juli 1920 und hob
dessen Bedeutung insbesondere für die ostpreußische Bevölkerung hervor.
Ein Grußwort des Generalsekretärs der
Europäischen Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, Dr. Massimiliano Lacota,
wurde vom Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka,
überbracht. Er betonte u.a.: „Ihre Veranstaltung ist von grundsätzlicher
Bedeutung. Nicht nur, weil Sie damit an eine Volksabstimmung erinnern, die in
die Geschichte Ostpreußens eingegangen ist und die Geschicke dieser Regionen
bestimmt hat, sondern weil es sich um eine der ersten Anwendungen des Prinzips
der Selbstbestimmung handelte, das von Woodrow Wilson feierlich verkündet worden
war und das im Rahmen des Versailler Vertrags richtungweisend sein sollte, aber
in Wirklichkeit nicht konsequent, sondern mit schamloser Willkür angewandt
wurde. In diesem Sinn glaube ich, daß diese Gedenkveranstaltung ein bedeutendes
Zeichen setzen, ein klares Zeugnis dafür ablegen muß, daß das von Millionen
erlittene Unrecht – auch nach dem Zweiten Weltkrieg durch wilde Vertreibungen
und Massenmassaker, denen Tausende Frauen und unschuldige Kinder zum Opfer
gefallen sind – nicht einfach einer heute anachronistisch gewordenen, alles
rechtfertigenden Logik untergeordnet werden kann und darf.“ Zu den Rednern
gehörte auch der BdV-Landesvorsitzende Hans-Günther Parplies, der den hohen
Stellenwert der traditionellen Veranstaltungsreihe auf Schloß Burg hervorhob.
Das nunmehr 14. Ostpreußentreffen auf der
Freifläche vor dem Batterieturm von Schloß Burg bei Solingen, in dem die
Gedenkstätte des deutschen Ostens – Mahnmal der Vertreibung in Europa
untergebracht ist, bot beeindruckende Programmpunkte wie das Läuten der
Königsberger und Breslauer Glocken sowie das Totengedenken mit Kranzniederlegung
durch Vertreter des Landesvorstandes. Frank Braun erhielt für sein Trompetensolo
„Ich hatt’ einen Kameraden“, das aus einem Fenster des Batterieturms ertönte,
anerkennenden Beifall. Als Dr. Bärbel Beutner zum „Bunten Reigen“ einlud, kam
fröhliche Stimmung auf. Die von Torben Krause geleiteten Dabringhausener
Musikanten sowie die von Peter Tillmann dirigierten Sängerfreunde der Feuerwehr
Ennepetal-Oberbauer sorgten ebenso für gute Unterhaltung wie die
Senioren-Volkstanzgruppe der Ostpreußen aus Wuppertal.
Mitglieder der Landesgruppe im Zeichen der
Elchschaufel aus den fünf nordrhein-westfälischen Regierungsbezirken hatten
Stände aufgebaut und boten ein breites Spektrum an Literatur, Bildbänden,
Landkarten, Handarbeiten und Bernsteinschmuck an. Am Büchertisch der
Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen konnte man in interessanten
Publikationen wie „Das nördliche Ostpreußen“, „Ostdeutsche Denker“, „Das alte
Königsberg“ und „Mittelalterliche Architektur im Preußenland“ blättern. Seltene
Schriften, aber auch jüngste Veröffentlichungen konnten erworben werden. Viele
der Anwesenden nutzten die Gelegenheit, den Glockenturm und die vor kurzem
teilrestaurierte Gedenkstätte der deutschen Heimatvertriebenen zu besuchen. Und
zum Plachandern gab es auch noch ausreichend Zeit.
Quelle:
Ein Beitrag von Dieter Göllner, 10.09.2010, erschienen
in:
KULTURPOLITISCHE KORRESPONDENZ, herausgegeben vom
OSTDEUTSCHEN KULTURRAT, 53113 BONN - Chefredakteur ist Georg Aescht
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