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Wurzeln in Ostpreußen: Gregor Golland (3.v.l.), will die Erinnerung an die Heimat seiner Eltern wachhalten

Eine Zeit zum Genießen
Landesgruppe Nordrhein-Westfalen feierte das 17. »Kleine Ostpreußentreffen« auf Schloss Burg
von Dieter Göllner

Das traditionelle „Kleine Ostpreußentreffen“, das in diesem Jahr am 14. Juli auf Schloss Burg bei Solingen stattgefunden hat, erwies sich erneut als idealer Treffpunkt zum Plachandern, Genießen und Gedenken.

„Ostpreußen atmet Geschichte – man spürt es immer noch und immer wieder, wenn man das Gebiet der ehemaligen preußischen Provinz besucht. Wenn man nicht dort sein kann, so bleibt die Erinnerung. Eine Erinnerung, wie sie viele von Ihnen haben – aus ganz persönlichem Erleben.“ Mit diesen Worten ermunterte der Festredner Gregor Golland die zahlreich erschienenen Besucher der Kulturveranstaltung auf Schloss Burg an der Wupper, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die jungen Leute weiterzugeben. Nur so könne sichergestellt werden − so der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete weiter −, dass die Erinnerung an Ostpreußen in den Herzen und Köpfen nachfolgender Generationen bewahrt wird.

Der Einladung der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, zur nunmehr 17. Kulturveranstaltung auf Schloss Burg an der Wupper folgten Mitte Juli dieses Jahres viele Landsleute und deren Familien, Ostpreußen-Freunde und Vertreter verschiedener Landsmannschaften sowie Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens in Nordrhein-Westfalen. Auf dem weitläufigen Plateau vor der „Gedenkstätte des Deutschen Ostens − Mahnmal der Vertreibung in Europa“ vor der beeindruckenden Kulisse des Schlosses gab es ein abwechslungsreiches Kulturprogramm. Zu Füßen vom Reiterstandbild des Heiligen Engelbert, Graf von Berg und Erzbischof von Köln, ging es bei eitel Sonnenschein bunt und auch besinnlich zu. Die Dabringhauser Musikanten boten unter der Leitung von Torben Krause ein schwungvolles Platzkonzert, das mit „Preußens Gloria“ eingeleitet wurde. Die Blasmusiker begleiteten übrigens auch das Kulturprogramm, bei dem unter anderem das „Ostpreußenlied“ und „Alte Kameraden“ zu Gehör gebracht wurden. Der „Bunte Reigen“ mit Tänzen und Liedern wurde von Bärbel Beutner betreut.

An mehreren Ständen konnten ostpreußische Spezialitäten probiert werden, darunter Mohnkuchen, „Bärenfang“ und „Pillkaller“. Nach mehrjähriger Abwesenheit hatte sich diesmal auch ein Bäcker eingefunden, der vor Ort traditionelle Brotspezialitäten aus dem Holzofen „zauberte“. Die Besucher wurden unter anderem von den Vertreterinnen der Landsmannschaft Ostpreußen, Kreisgruppe Remscheid, mit leckeren Kuchen verwöhnt. Die Damen ließen es sich auch diesmal nicht nehmen, sich in ihren schönen ostpreußischen Trachten mit Bernstein-Knöpfen zu präsentieren. Selbstverständlich trugen alle auch die typischen honiggelben Bernstein-Ketten. Der klare bis undurchsichtige gelbe Schmuckstein aus fossilem Harz war übrigens an einem der Stände in all seiner Pracht zu sehen.

Interesse weckten auch die verschiedenen Publikationen, Landkarten, Postkarten, Videofilme, Musik-CDs und Wappen, die sich auf das „Land der dunklen Wälder“ bezogen.

Beim Bund Junges Ostpreußen (BJO) in der Landsmannschaft Ostpreußen konnten die Besucher die neuesten Ausgaben der Zeitschrift „Fritz“ einsehen und sich über die vielfältigen Tätigkeiten der Jugendlichen dies- und jenseits der Grenzen informieren.

Der offizielle Teil des Ostpreußentreffens stand diesmal unter dem Motto „Gerechtigkeit möge walten, damit die Welt nicht zugrunde gehe“. Das Zitat von Kaiser Ferdinand I. (1556−1564) fand sich wie ein roter Faden in den Grußworten und Ansprachen wieder. Da Jürgen Zauner, der Landesvorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen Nordrhein-Westfalen, aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte, eröffnete Ehrenfried Mathiak, der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen Nordrhein-Westfalen, die Kundgebung. Besonders beeindruckende Momente der Veranstaltung waren das Trompetensolo von Frank Braun, das Totengedenken mit Kranzniederlegung sowie das Läuten der Königsberger und Breslauer Glocken. Und als es im Rahmen der Kundgebung hieß „Unsere Jugend spricht“, wandte sich der BJO-Bundesvorsitzende Stefan Hein an die Besucher.

Der Höhepunkt des Programms war sicherlich für Veranstalter wie Teilnehmer der Festvortrag von Golland. Der Sohn ostpreußischer Eltern forderte die Vertreterinnen und Vertreter der „Erlebnisgeneration“ auf, über ihr Schicksal und das der Heimat zu sprechen. „Ostpreußen ist – wie auch andere ehemalige deutsche Ost- und Siedlungsgebiete – nicht nur ein wunderschönes Stück Natur, ein bezaubernder Landstrich, bei dem Gott ein besonders glückliches Händchen hatte, nein, es ist mehr“, betonte Golland und setzte fort: „Es gilt heute mehr denn je, das Erinnern wachzuhalten und nicht die Deutungshoheit der Geschichte anderen zu überlassen. Wer von Ihnen möchte, dass sich die kommenden Generationen noch an Ostpreußen erinnern, der muss spätestens jetzt selber anfangen, davon zu sprechen. Tradition, Brauchtum und Gedenken zu pflegen bedeutet nicht, die kalte Asche weiterzugeben sondern das Feuer und die Flamme im Herzen der Nachfolgenden zu entzünden.“

Der 1974 in Brühl bei Köln geborene Redner blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir können alte Zeiten nicht umkehren oder zurückholen, wir wollen das auch nicht. Die Jugend in Europa lebt fast überall in Frieden, Freiheit und Demokratie, die Zukunft gehört dem Miteinander über Ländergrenzen hinweg. Aus Feinden sind Freunde und Verbündete geworden.“

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, 30/13 v. 27.07.2013

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