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Rückblick - Landsmannschaft Ostpreußen Landesgruppe NRW e.V.

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Landsmannschaft Ostpreußen Landesgruppe NRW e.V.
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LO
Rückblick

2025
Feierliche Rückkehr des Stinthengstes – Ein Symbol der Verbundenheit zwischen Sensburg und Remscheid
von Joachim Mross

Am Sonnabend, dem 17. Mai 2025, fand eine besondere Veranstaltung der Kreisgemeinschaft Sensburg in Zusammenarbeit mit der Patenstadt Remscheid statt: die feierliche „Wasserung“ des Stinthengstes – ein bedeutungsvolles Ereignis mit bewegter Geschichte. Der Stinthengst, einst als Symbolfigur der alten ostpreußischen Heimat in Remscheid aufgestellt, war vor einigen Jahren auf tragische Weise gestohlen worden. Lange blieb sein Verbleib ungeklärt, bis er schließlich überraschend wieder auftauchte. Doch der ursprüngliche Standort konnte infolge baulicher Veränderungen nicht mehr genutzt werden, weshalb es eines neuen würdigen Platzes bedurfte. Mit großem Engagement machte sich die Stadt Remscheid daran, einen passenden neuen Standort zu finden – ein Zeichen der besonderen Verbundenheit zur Kreisgemeinschaft Sensburg. Nun hat der Stinthengst unterhalb der Staumauer der Erbach-Talsperre ein neues Zuhause gefunden. Hier, umgeben von Wasser und Natur, wacht er über die Geschichte, die er verkörpert. In enger Zusammenarbeit wurde der Stinthengst durch Auszubildende der Stadt Remscheid originalgetreu neu angefertigt – ein Projekt, das nicht nur handwerkliches Können, sondern auch historischen Respekt und Einsatz für das kulturelle Erbe zeigt. Eine künstlerisch gestaltete Hinweistafel, entworfen von einem bekannten Künstler, erzählt die Sage des Stinthengstes und macht die Geschichte für kommende Generationen erfahrbar. Die Kreisgemeinschaft Sensburg, vertreten durch den kommissarischen Kreisvertreter Falk Möllenhoff, zeigte sich sichtlich bewegt und dankbar für die enge Zusammenarbeit mit der Stadt Remscheid. Auch der Oberbürgermeister der Patenstadt, Burkhard Mast-Weisz, war bei der Zeremonie zugegen und betonte die Wichtigkeit des historischen Erinnerns und der gelebten Patenschaft. Mit seinem Einsatz zeigt die Patenstadt ein vorbildliches Engagement für ihr ostpreußisches Patenkind. Auch Klaus- Arno Lemke der Vorsitzende Der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe NRW sowie sein Stellvertreter Joachim Mross nahmen an der Veranstaltung teil und trugen mit ihrer Anwesenheit zur Würdigung dieses besonderen Moments bei. Der Stinthengst ist mehr als eine Statue – er ist ein Zeichen der Erinnerung, der Heimatverbundenheit und des lebendigen Miteinanders über Generationen hinweg.

Frieden – Frieden – Frieden
Bericht vom 28. Landestreffen der Ostpreußen Mecklenburg-Vorpommern 2025
von Friedhelm Schülke
Anklam. – Viele Ostpreußen und Freunde der Heimat von nah und fern kommen offenbar ganz gern zu den Landestreffen in Mecklenburg-Vorpommern. Am 10. Mai 2025 füllte sich das Volkshaus in der kleinen, entlegenen vorpommerschen Stadt Anklam wieder bis auf den letzten Platz. Fast 800 Teilnehmer bevölkerten zum nunmehr 28. Landestreffen die mit einem Meer von Osterglocken und Forsythien, Fahnen und Transparenten festlich geschmückte Mehrzweckhalle, so dass kein Platz frei blieb. Mehr als 100 neue und vor allem jüngere Gäste waren erstmals dabei. Über der Bühne standen die mahnenden Worte: „Frieden – Frieden – Frieden“, darüber nachgestaltete Rettungsreifen der Flüchtlingsschiffe von 1945 „Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“. Das Trakehner Tor und das Bernsteinzimmer vervollständigten die Dekoration. Die Landesgruppe der Ostpreußen MV mit ihrem Vorsitzenden Manfred Schukat hatte wieder ein reich gefülltes Programm vorbereitet. Im nahen Stettin fand sie ein preiswertes Hotel, so dass fast 100 Landsleute direkt aus der Heimat (heute Litauen und Polen) eingeladen werden konnten. Den Auftakt machte am Vormittag das 1. Pommersche Blasorchester Wolgast mit schwungvoller Blas- und Marschmusik. Dazu wurden über 80 Fahnen ostpreußischer Heimatkreise und –orte feierlich aufgerufen und in der Halle präsentiert. Die Morgenandacht hielt Pfarrer Bernd-Ulrich Gienke aus Demmin. Im feierlichen Totengedenken wurde der jüngst verstorbenen Landsleute gedacht, vor allem aber an die Große Flucht und den Verlust der Heimat Ostpreußen vor 80 Jahren erinnert. Keine Frage ist für unsere Zeit wichtiger als der Frieden. Der Landrat von Vorpommern-Greifswald, Michael Sack, entbot ein zünftiges Grußwort und überreichte die neue Fahne des Großkreises an den Landesvorsitzenden. Grüße überbrachten Uwe Jurgsties aus Mannheim von der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise sowie Gerlinda Stunguriené vom Deutschen Verein Heydekrug (Silutė) und Barbara Rużewicz vom Dachverband der Deutschen in Ermland-Masuren.  Humoristische und ernste Einlagen bot der Verfasser dieser Zeilen als „Reichsbahn-Untersekretär Waldemar Uschkoreit“. Er gab unvergessene Bahn-Episoden aus Ostpreußen zum Besten, wie den Erbseneintopf von Korschen oder die vom Daumen des Schmiedes aus Dubeningken. Die dazu passende originale Reichsbahn-Uniform hatte Heinz Perkampus aus Schwerin besorgt. Der Referent präsentierte ein gesamtdeutsches Reichsbahn-Kursbuch von 1937/38 mit allen ostpreußischen Fahrplänen sowie den letzten Entfernungs-Anzeiger für Ostpreußen von 1944. Für Helene Teetz aus Anklam, die eine geborene Peleikis aus Preil auf der Kurischen Nehrung ist, erklang zu ihrem 100. Geburtstag ein Ständchen mit „Ännchen von Tharau“, gefolgt von einer Saalrunde „Trakehner Blut“. Dazu nahm die Jubilarin auf der Bühne Platz und dankte mit klaren, bewegenden Worten. Mittagessen, Kaffee und Kuchen reichten zum Glück für den großen Ansturm, denn der Veranstalter hatte auf ostpreußische Art gut vorgesorgt, so dass noch übrig blieb. Das befreundete Mecklenburg-Pommeraner Folklore-Ensemble Ribnitz-Damgarten unter seinem Leiter Holger Hurtig hatte neue Lieder und Tänze einstudiert, darunter ein künstliches Johannis-Feuer und ein Reigen der Haustiere. Dazu kam erstmals ein Brummtopf zum Einsatz – dieses uralte Musikinstrument hatte Olaf Tams aus Hamburg mitgebracht.  Der ganze Saal zeigte sich von den 40 Kindern und Jugendlichen begeistert. Eine ganze Stunde erfüllte der Chor „Heide“ aus Heydekrug (Silutė/Litauen) unter seinem Leiter Walter Matulis viele Liederwünsche, darunter „Kur giria žaluoja, ten mano namai“ (Wo der Wald so grün ist, da ist mein Zuhause), „Ännchen von Tharau“ und andere mehr. Wegen ihrer festlichen Kostüme und schönen Stimmen erhielten die Chor-Damen den Beinamen „Blaue Engel“. Die Jugendtanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein und Schippenbeil führte in ihren ostpreußischen Trachten traditionelle Volkstänze auf und bekam ebenfalls viel Applaus. Aus Lötzen war der Chor des Deutschen Vereins „Stimme der Heimat“ gekommen, der alte Volkslieder zum Mitsingen, aber auch ein Repertoire aus der Nachkriegszeit vortrug, darunter das christliche Jugendlied „Licze na ciebie, Ojcze“. Ganz bewusst kamen die Damen vom Chor „Warmia“ aus Heilsberg zuletzt zum Einsatz. Sie verstanden es mit Ihrer Leiterin Ewa Huss-Nowosielska, die Stimmung wie kein anderer so zu heben, dass sich wieder eine lange Polonaise durch den Saal bildete. Diesmal wurde sie von einem lebensgroßen Elch auf Rädern angeführt, der bis dahin neben der Bühne als beliebtes Foto-Objekt diente. Wie immer bildete das Große Finale auf der Bühne den Abschluss, zu dem sich alle Teilnehmer die Hände reichten und gemeinsam noch einmal das Ostpreußenlied anstimmten. Dank vieler Spenden und einer Förderung durch das Kultusministerium MV konnten alle Rechnungen bezahlt werden. Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge sammelte sogar noch fast 1.000 Euro Spenden im Saal für seine friedenstiftende Arbeit ein. Auch der Handarbeitsstand von Ulrike Madeya aus Kiel und der Büchertisch des Verbandes waren dicht umlagert. Weit über 4.000 verkaufte kleine und große Flaschen Bärenfang halfen zur Deckung der Unkosten. Nicht zuletzt wurden auch hunderte PAZ-Freiexemplare „Das Ostpreußenblatt“ gern mitgenommen. Öffentlicher Dank galt den über 30 ehrenamtlichen Helfern für die Dekoration und Essensausgabe, am Einlass und den Verkaufsständen, für das Ein- und Ausräumen und die hervorragende Organisation. Auch das Fernsehen war präsent und sendete am Abend einen Bericht im NDR-Nordmagazin. So sehen Besucher und Veranstalter dem 29. Landestreffen der Ostpreußen MV 2026 hoffnungsvoll entgegen.

Delegierten- und Frühjahrstagung der Landesgruppe NRW vom 29. März
von Dr. Bärbel Beutner
Oberhausen – Die Frühjahrstagung der LO Landesgruppe NRW besteht aus einem geschäftlichen und einem politisch-informativen Teil. Der Vormittag gehört den Berichten des Vorsitzenden und des geschäftsführenden Vorstandes über die Aktivitäten der Landesgruppe. Der Kassenbericht, der Bericht der Kassenprüfer, die Entlastung des Vorstandes, die Annahme des Haushaltsplanes und einzelne Abstimmungen füllen in der Regel den Vormittag aus. Sehr willkommen sind dann am Nachmittag Vorträge und ein kleines Unterhaltungsprogramm, doch in diesem Jahr schlugen am 29. März alle Versuche fehl, Referenten und/oder Unterhalter zu finden. Schließlich musste man sich in dieses Schicksal fügen. Nun war ohnehin kein fröhliches Programm geplant, denn 80 Jahre Flucht und Vertreibung sollten auch in NRW thematisiert werden. So beschloss die Landesgruppe, den Fokus auf die nachfolgenden Generationen zu legen, die Krieg und Vertreibung nur aus Erzählungen kennen. Zugleich sollte ein Austausch persönlicher Erfahrungen unter den Landsleuten angeregt werden.
Mit dem Vorsitzenden Klaus-Arno Lemke, Jahrgang 1960, war ein Vertreter der nachfolgenden Generation vor Ort. Er las den Schicksalsbericht seines Vaters und den seiner Mutter vor. Beide waren Jugendliche, Heranwachsende, als das Inferno über ihre Heimat hereinbrach, und beide durchlebten Jahre der Not, der Gewalt, der Obdachlosigkeit, der Schrecknisse. Finden Menschen mit solchen Erfahrungen beim Eintritt ins Erwachsenenalter jemals zu einem glücklichen und erfüllten Leben? Dr. Bärbel Beutner stellte die geradezu unübersehbare Literatur vor, die sich inzwischen mit dieser Frage beschäftigt. „In Notzeiten gibt es keine Notfallseelsorge“. Das ist eine Tatsache. Die Betroffenen mussten in der Nachkriegszeit mit ihren Traumata selbst fertigwerden. Es ging um das reine Überleben. In der früheren DDR kam noch hinzu, dass es offiziell keine Vertriebenen geben durfte. Das waren sogenannte Umsiedler oder Neubürger, und die deutschen Namen ihrer früheren Heimatorte durften nicht genannt werden. In den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen die Psychologen, Mediziner, Pädagogen die Kriegstraumata wissenschaftlich zu untersuchen und kamen zu dem Schluss, dass Kriegs- und Nachkriegserlebnisse sich auf die nachfolgenden Generationen übertragen, auch wenn es den Betreffenden nicht bewusst ist. Einer der Vorreiter für die Erforschung der sogenannten Kriegskinder und ihrer Nachkommen ist der Psychoanalytiker Prof. Dr. Hartmut Radebold, selbst Jahrgang 1935, den Vertriebenen inzwischen bestens bekannt. Die Forschung geht weiter, den Flüchtlingen heute versucht man mit mehr Verständnis entgegen zu kommen. Die Tagungsteilnehmer waren zutiefst bewegt von den Berichten, die Klaus-Arno Lemke vorlas. Durch persönliche Schicksale bekommen Daten und Zahlen ein Gesicht. Wie können Menschen so viel aushalten? Hätten wir das geschafft? Die folgende Aussprache zeigte einen Weg der Bewältigung eines solchen Schicksals. In der betreffenden Familie herrschte Offenheit. Man sprach über die verlorene Heimat und über das Schicksal der Vertreibung. Der nachwachsenden Generation wurde nichts verschwiegen oder gar verheimlicht. Im Gegenteil, man setzte sich für die Heimat ein, gleich nach den Ostverträgen wurden Reisen und Hilfstransporte organisiert, man suchte Kontakte, Versöhnung und Freundschaften. Mit Perestroika und der Öffnung des Königsberger Gebietes verstärkten sich die Aktivitäten. Aktiv werden, sich einsetzen, etwas bewirken – das war stets der Weg aus dem Tief.


2024
Festveranstaltung in Düsseldorf zum Jubiläum der Ostpreußen in NRW vom 19. Oktober
von Dr. Bärbel Beutner
Seit 75 Jahren die Interessen der Vertriebenen im Fokus – Der wehmütige Blick zurück wurde zum mutigen Ausblick nach vorn
von Bärbel Beutner
Die Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe NRW beging am Sonnabend, den 19. Oktober ihr 75-jähriges Bestehen. Gründungsdatum war der 25. April 1949. Die Feier fand im Gerhart-Hauptmann-Haus (vormals das Haus des deutschen Ostens), gegründet auf Initiative durch Erich Grimoni, erster Vorsitzender der Landesgruppe, in Düsseldorf statt.
Am Donnerstag, den 17. Oktober, kamen Arnold Piklaps und Rasa Miuller vom Simon-Dach-Haus aus Memel an. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag traf der Schülerchor des Hermann-Sudermann-Gymnasiums in Memel mit den Lehrerinnen Asta Alminé und Marta Einars ein.
Für die Gäste fand am Freitag ein Vorprogramm in Düsseldorf und Solingen statt. Jörg Geerlings MdL, CDU-Fraktion, führte die Gruppe durch den Landtag und stellte im Plenarsaal das politische System in Nordrhein-Westfalen vor. Es entwickelte sich ein reger Meinungsaustausch zwischen dem Referenten und den Gästen. Die Gedenkstätte auf Schloss Burg wurde anschließend besucht. Der Tag wurde durch eine Bergische Kaffeetafel abgerundet.
Ostpreußische Spezialitäten
Die Gedenk- und Kulturveranstaltung am 19. Oktober sollte um 13 Uhr beginnen. Um dies zu schaffen, erfolgte die Vorbereitung bereits ab 9 Uhr. Das anspruchsvolle Programm verlangte eine funktionierende Technik, der Chor probte, für das leibliche Wohl wurden Geschirr, Getränke und Gebäck bereitgestellt. Am Eingang des Saales entstand eine Theke, auf der ostpreußische Spezialitäten angeboten wurden. Die Besucher konnten Bärenfang, Nikolaschka und Marzipan, aber auch Bücher und Postkarten sowie alte Fotos erwerben. Das Angebot fand großen Anklang. Geschickte Hände dekorierten zudem die Bühne und die bereitgestellten Stehtische mit allerlei an Früchten, Nüssen, Kürbissen und Äpfeln – ein wahrhaftiger Erntedank.
Das Programm eröffnete die Gruppe „Geigenleut“ unter Leitung von Winfried S. Küttner mit einem musikalischen Schritt ins Memelland. Der Vorsitzende der LO NRW, Klaus-Arno Lemke, begrüßte die Anwesenden zu einem Fest, das nicht nur „zum Jubeln“ einlud. Auch in ein „Jubiläum“ dringt der Schmerz über den Heimatverlust vor nunmehr 80 Jahren. Andererseits habe die Landesgruppe NRW seit 75 Jahren unermüdlich für die Belange der Vertriebenen, für das heimatliche Erbe, für die grenzüberschreitende Kulturarbeit, für Versöhnung und Freundschaft mit den heutigen Bewohnern und damit für Frieden in Europa gearbeitet. Somit sei ein solcher Tag eben ein Grund zu einer festlichen Veranstaltung.
Hoffnung in dunklen Zeiten
Gedankt wurde für die übermittelten Grußworte von Heiko Hendriks, Beauftragter für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern des Landes NRW, Jochen Ott, Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag, Jörg Geerlings für die CDU-Fraktion, Rudi Pawelka, Vorsitzender des BdV Landesverbandes NRW. Vorgetragen wurde das Grußwort des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat. Hierin erinnerte der Sprecher: Als die Landesgruppe NRW im April 1949 gegründet wurde, gab es die Bundesrepublik Deutschland noch nicht.
Das Kantjahr 2024 soll auch in NRW gebührend begangen werden, betonte der Vorsitzende und begrüßte den Referenten Jörn Prekul aus Berlin, der einen zweiteiligen Vortrag über den Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) halten sollte. Mit einigen Kant-Zitaten stimmte Lemke das Publikum darauf ein und versprach, dass die Landsleute in NRW weiterhin ihre Pflicht für die Heimat und für den Frieden wahrnehmen werden.
Winfrid S. Küttner, Musiker und Pastor, hielt eine bewegende Andacht, in der er an das Leid der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen erinnerte, welches sich leider in der heutigen Welt wiederholt. Er nannte zugleich Beispiele der Hoffnung und des Lebenswillens. Alles kleine Wunder, die es auch in schlimmsten Zeiten immer wieder gibt. An die Andacht schloss sich die Totenehrung an. Hier wurde, stellvertretend für alle Heimgerufenen, an den im Januar verstorbenen Ehrenvorsitzenden Ehrenfried Mathiak gedacht. Das bewegende Musikstück „Der Traum“ wurde gleichsam zur Brücke zum zweiteiligen Vortrag von Pekrul „Königsberg und Kant – bis heute gemeinsam für die Aufklärung“.

Mit Kant auf Streifzug
Als „Doppelbiographie“ war der Vortrag im Programm angekündigt – „doppelt“ insofern, als die Geschichte der Stadt Königsberg vorgestellt wurde und der Philosoph Kant, der mit seiner Vaterstadt „eine Einheit“ bilden würde wie selten jemand anderes in der Geschichte.
Mit reichem Bildmaterial nahm Pekrul seine Zuschauer mit auf die Reise nach Königsberg. Da ging es zunächst in die Ordenszeit, dann trat Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach auf (1490–1568), der letzte Hochmeister des Ordens, der das Ordensland in ein weltliches Herzogtum umwandelte und die Reformation einführte. Unter Herzog Albrecht entstand ein geistiges und kulturelles Zentrum am Pregel. Ein erster Höhepunkt war schließlich die Gründung der Universität im Jahr 1544.
Pekrul ging auf die Frühaufklärung ein und hob – sozusagen als „Laune der Geschichte“ – hervor, dass die drei Teilstädte Altstadt, Kneiphof und Löbenicht im Geburtsjahr Kants 1724 unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt wurden. Königsberg sollte zum Zentrum der Aufklärung werden.
Im zweiten Teil des Vortrags folgte das Publikum den Wegen Kants durch seine Vaterstadt. Dabei schilderte der Referent das Leben des Philosophen, seine Herkunft, seine akademische Laufbahn, seine verschiedenen Fachbereiche, seine Genialität und ebenso seine Eigenarten. Der überaus lebendige Vortrag mit Gedichteinlagen und Anekdoten „zauberte“ Kant und das Königsberg des 18. Jahrhunderts geradezu nach Düsseldorf. Der Schritt ins Heute, die Aktualität Kants angesichts der modernen Medien, wie KI, sorgte für viel Gesprächsstoff bei den überaus begeisterten Zuhörern.

Emotionales Liedgut
Die Musik prägte den weiteren Verlauf des Programms. Die Freude über die jungen Gesichter und Stimmen des Schülerchores aus Memel sah man dem Publikum an. Die Lieder „Zogen einst fünf wilde Schwäne“ und „Ännchen von Tharau“ bewegten die Seelen. Rasa Miuller stellte Simon Dach, den Dichter des „Ännchen“ vor, der dem Haus des Deutschen Vereins in Memel und dem Brunnen am Theaterplatz den Namen gegeben hat. Ein sehr informativer Vortrag, zu dem eine kleine Ausstellung mitgebracht worden war. Als Arnold Piklaps über die Geschichte und die Aktivitäten des Deutschen Vereins berichtete, gab es ebenso nachdenkliche wie erfreute Gesichter. Die ostpreußische Kultur erreicht im Osten selbst eine breite Öffentlichkeit und wird hochgeschätzt.
Der Chor sang „Sag mir, wo die Blumen sind“ und „Über sieben Brücken musst du gehen“ – Lieder, die zu dem Beitrag von Marta Einars passten, die an der Geschichte ihres Vaters das Schicksal der Wolfskinder in Litauen schilderte. Doch Hoffnung, Freude und Gottvertrauen, das alles überwog bei dem vielfältigen Repertoire. Das fröhliche „Veronika, der Lenz ist da“ wischte einige Tränen über die Wolfskinder fort. Ja, der Lenz kommt immer wieder.
Das Ostpreußenlied bildete den Abschluss der Feier. Asta Almine, die Leiterin des Schülerchores, begleitete am Flügel einen kräftigen, erhebenden Gesang.
Delegierten- und Frühjahrstagung der Landesgruppe NRW vom 23. März
von Dr. Bärbel Beutner
Oberhausen – Wie gewohnt, fand die Delegierten- und Frühjahrstagung der Landesgruppe NRW am 23. März in Oberhausen in dem vertrauten „Haus Union“ statt. Die Landsleute freuten sich, dass der PAZ-Redakteur Hans Heckel als Referent gewonnen werden konnte, und man hoffte auf lebhafte Diskussionen. Der Tag war jedoch mit einem arbeitsreichen Programm gefüllt, denn es standen Neuwahlen des Vorstandes an. Regularien, Berichte und Arbeitsgespräche füllten den Vormittag aus. Alfred Nehrenheim, langjähriges Vorstandsmitglied der LO NRW, übernahm die Wahlleitung. Zum Vorsitzenden wurde Klaus-Arno Lemke gewählt. Die Stellvertreter sind Dr. Bärbel Beutner und Joachim Mross. Herr Klaus-Arno Lemke erklärte sich bereit, für das Amt des Schatzmeisters wieder zu kandidieren, und wurde mit großer Mehrheit gewählt. Er wird von der Geschäftsführerin Margitta Romagno unterstützt werden. Für das Amt der Schriftführerin stand nur Dr. Bärbel Beutner zur Verfügung und wurde mit Mehrheit gewählt. Auch dabei wird der Vorstand einen Weg zu verstärkter Teamarbeit angehen. Sieben Beisitzer und Beisitzerinnen wurden gewählt: Jochen Zauner (Fachreferent), Eckard Jagalla (Webmaster), Peter Harder (Jugendarbeit), Gerhard Scheer (Bezirksreferent Bielefeld/Detmold-Lippe), Margitta Romagno (Bezirksreferentin Düsseldorf), Gerda Wornowski (Bezirksreferentin Köln/Aachen) und Elke Ruhnke für allgemeine Beratung. Die Wahlperiode des Vorstandes umfasst zwei Jahre. Der Vortrag von Hans Heckel wurde in der Einladung schlicht unter der Überschrift „Aktuelles aus Politik und Gesellschaft“ angekündigt. Der Referent wies aber gleich zu Beginn darauf hin, dass es für ihn schwierig sei, bei den momentanen rasanten Ereignissen und Veränderungen einen Schwerpunkt zu finden. „Die Geschichte macht keine Pause, und heute schon gar nicht!“, stellte er fest. Es sei eine Umbruchperiode wie zu Beginn der 1990er Jahre. Er habe sich schließlich dazu entschieden, die deutsche Innenpolitik genauer zu besprechen. Dazu entwarf er allerdings ein düsteres Bild, indem er bei der Regierung die Absicht wahrnahm, das Land „in Grund und Boden zu regieren“. Die Regierenden würden einen Machtverlust befürchten und daher immer stärkere Mittel einsetzen, um gegen den Willen des Volkes ihre Interessen durchzudrücken. Bei einer Umordnung müssten sie um ihre Existenz und die finanziellen Zuwendungen fürchten und setzen daher Methoden ein, die auf eine offene Ausschaltung der Demokratie hinauslaufen. Den Weg der „Grünen“ zeichnete Heckel nach von der Anti-Atom-Bewegung über die Friedensbewegung bis hin zur „Anti-Deutschland“-Politik heute. Die Partei habe ihre Ziele erreicht: Ausstieg aus der Atomenergie, Abbau der Bundeswehr, Durchlässigkeit der Grenzen. Die Union sei mit ihrer Gegenwehr gescheitert. Wie war das möglich? Der Referent erklärte das weitgehend mit der „Verschmelzung“ der Positionen. Die Parteien würden sich kaum noch voneinander unterscheiden. Inzwischen hätten die „Grünen“ jedoch ihre weltanschauliche Führungsrolle verloren, ebenso auffallend die Sympathie im Volk. Die Reaktion darauf sei eine Kontrollsteigerung des Bürgers bis hin zur Überwachung. Was angeblich zum „Schutz des Bürgers“ unternommen würde, sei eigentlich ein Schutz der Organisationen und des Systems vor dem Bürger und vor der Freiheit der Demokratie. Der Referent scheute sich nicht, die Begriffe „Schutzhaft“ (Drittes Reich) und „Gedankenpolizei“ (1984) ins Spiel zu bringen. Der „Schutz der Demokratie“ werde dann zu einem totalitären Verbot. Gefährlich sei dabei auch die schwammige Sprache, die zu einer subjektiven Einschätzung von Schuld und Vergehen führt.Die Demokratie könne nur überleben, betonte Heckel, wenn ein demokratisches Volk sich für sie einsetzt. Institutionen, selbst die Kirchen halten sich zurück aus Sorge um ihre Existenz. Hier hörten die Landsleute aus den Worten des Referenten den Philosophen Immanuel Kant (1724-1804), dessen 300. Geburtstag im April auf der ganzen Welt gefeiert wird. Der mündige Mensch ist gefordert, der sich seines eigenen Verstandes bedient und nach dem Moralgesetz handelt, das seine Vernunft ihm zeigt. Nur darin liegt letztlich die Lösung auch unserer Probleme. Eine harte Arbeitstagung, in der nur einige erheiternde Beiträge über Geschichten aus Suleyken von Siegfried Lenz die Atmosphäre auflockerten, wurde mit dem Ostpreußenlied beendet.
Landsmannschaft Ostpreußen - Landesgruppe NRW e.V.
Buchenring 21,
59929 Brilon
Tel. 02964-1037
Aktualisiert am 05.06.2025
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