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"Aktionsfront Ernst-Moritz kann nicht
schwimmen"
Gedenkstätte des deutschen Ostens:
1995
stahlen Unbekannte eine Dichter-Büste und versenkten sie.
Für das
Vertreibungsmahnmal fehlt heute Geld.
(crm) Fast wie eine aufgegebene
Friedhofskapelle wirkt der hohe Rundbau. Welke Kränze mit verbleichenden Binden
liegen vor den Wänden, deren weißer Putz bessere Tage gesehen hat. Die gläserne
Eingangstür, gesichert von einem Stahlgitter, wird von einem Stück Kordel in
Position gehalten. Aufschwingend gibt sie den Blick frei auf ein monumentales
Bildhauerwerk: Sechs lebensgroße Figuren von biblischem Einschlag gruppieren
sich zur "Steinernen Flüchtlingsfamilie" von Kurt Schwerdtfeger. In der hinteren
Nische des Baus prangen drei Büsten: der Ostpreuße Imanuel Kant, der Pommer
Ernst Moritz Arndt und der Schlesier Joseph von Eichendorff. Der Betrachter
steht im Batterieturm von Schloss Burg, in der Gedenkstätte des deutschen
Ostens, dem Mahnmal der Vertreibung. Bronzene Wappen zieren die Wände: Westpreußen,
Ostpreußen, Pommern, Niederschlesien, Oberschlesien . . . "Den vertriebenen
Deutschen zum Gedenken" prangt auf einer übergroßen Tafel. Ihr gegenüber in
gleich großen Lettern "Den Vertriebenen in Europa zum Gedenken": Denn mit der
Renovierung Mitte der 90er Jahre ist die Gedenkstätte des deutschen Osten auch
Mahnmal der Vertreibung überhaupt. Am 21. Oktober 1951 wurde die Gedenkstätte
von Bundespräsident Theodor Heuss eingeweiht.
Der renovierungsbedürftige Turm ist in Besitz des
Schlossbauvereins, der die Gedenkstätte auch betreut. "Aber für die Inhalte sind
wir nicht zuständig", erläutert Dr. Stefan Geppert von Schloss Burg. Seit das
Land vor drei Jahren die Zuschüsse gestrichen hat, sind außer Spenden keine
Gelder mehr vorhanden. Dennoch soll die Gedenkstätte neu eingerichtet werden.
Die Vitrinen für eine Dauerausstellung sind bereits aufgestellt. "Im Laufe des
Jahres sollen sie von den Vertriebenenverbänden eingerichtet werden", hofft
Geppert.
1995 sorgte die Gedenkstätte für Schlagzeilen.
Die Büste von Ernst Moritz Arndt ist nicht die, die dort ursprünglich stand. Die
erste stand erst wenige Monate dort, als sie im Mai 1995 gestohlen und nicht
mehr auffindbar in der Wupper versenkt wurde. Zu dieser Tat bekannte sich damals
eine "Aktionsfront Ernst-Moritz kann nicht schwimmen". In dem
"Bekennerschreiben", das beim Solinger Tageblatt eingegangen ist, wird der Diebstahl der 10.000
Mark teuren Büste mit den "nationalchauvinistischen und fremdenfeindlichen"
Ideologien Arndts begründet. Ein übler "Scherz", der bei den
Vertriebenenverbänden für Empörung sorgte. Bei anderen kam aber auch heimliche
und offene Freude auf. So schlug ein Lehrer der Remscheider
Ernst-Moritz-Arndt-Schule vor, die Büste doch als Schulgong zu benutzen. Was ihm
wiederum etliche Drohbriefe einbrachte - etwa dass er selber in der Wupper
versenkt werden würde. Diese "kalte Dusche" würde im gut tun. Ein Beispiel, das
zeigt, wie hochemotional das Thema heute noch ist. Was in seltsamem Gegensatz
zur Stille des Ortes steht.
Während der Öffnungszeiten des Museums von
Schloss Burg kann gegen Pfand der Schlüssel zum Batterieturm ausgeliehen und das
Mahnmal der Vertreibung besucht werden.
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weitere Informationen:
www.ernst-moritz-arndt.de /
www.ernst-moritz-arndt.de/versenkung.htm
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