Gedenken und Plachandern über
Generationen hinweg
„Kleines Ostpreußentreffen“ auf Schloss Burg
Schloss Burg (dod/Göl). „Nur wer weiß, wo er
herkommt, verfügt über die Orientierung, seine Zukunft zu gestalten. Otto von
Habsburg hatte einen solchen klaren Wertekompass durch seinen tiefen
christlichen Glauben und durch seine persönliche Lebensgeschichte. Die
Heimatvertriebenen helfen uns, unsere Wurzeln zu erkennen. Auch die gemeinsamen
Wurzeln, die heute territorial nicht mehr in Deutschland liegen, aber nun Teil
des immer stärker zusammenwachsenden Europas sind.“ Mit diesen Worten hob der
Festredner des „Kleinen Ostpreußentreffens“ auf
Schloss Burg, Prof. Dr. Patrick Sensburg, MdB, den Stellenwert der
Heimatvertriebenen in der deutschen und europäischen Geschichte hervor.
Es ist bereits Tradition, dass die
Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, jedes Jahr im Juli
zu einer Kulturveranstaltung auf dem Plateau vor der
Gedenkstätte der deutschen
Heimatvertriebenen auf Schloss Burg an der Wupper einlädt. So wandten sich
auch diesmal im Rahmen des abwechslungsreichen Programms mehrere
Persönlichkeiten des sozialen, politischen und kulturellen Lebens in NRW mit
Grußworten und Ansprachen an das zahlreich erschienene Publikum. Der
Landesvorsitzende Jürgen Zauner eröffnete den offiziellen Teil der
Veranstaltung, an dem sich Vertreter der Landsmannschaft, darunter Dr. Wolfgang
Thüne, Prof. Dr. Ulrich Penski und Stefan Hein beteiligten.
Von Seiten der befreundeten Landsmannschaft
Schlesien begrüßte deren Bundesvorsitzender Rudi Pawelka die Anwesenden.
Überbracht wurde auch der Gruß des BdV-Landesvorsitzenden Hans-Günther Parplies,
der diesmal leider nicht persönlich dabei sein konnte.
Programmpunkte wie das
Läuten der Königsberger und Breslauer
Glocken, das Totengedenken mit Kranzniederlegung in der Gedenkstätte der
deutschen Heimatvertriebenen und das Trompetensolo „Ich hatt’ einen Kameraden“
wurden durch das gemeinsame Singen des Ostpreußen-
und Deutschlandliedes sowie durch den
Vortrag von Prof. Dr. Patrick Sensburg, MdB, ergänzt. Der Festredner sprach
vor der Kulisse von Schloss Burg über den 21. Oktober 1951, dem Tag, als hier
die Gedenkstätte des deutschen Ostens eingeweiht wurde und in Anwesenheit des
ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss erstmals die drei aus Ostdeutschland
stammenden Glocken geläutet wurden. Prof. Dr. Sensburg würdigte auch den 63.
Geburtstag der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Landsmannschaft Ostpreußen.
In seiner Ansprache beleuchtete der Festredner zwei Kernthemen: Die Leistung der
Heimatvertriebenen beim Wiederaufbau des Landes und bei der Versöhnung, sowie
die Bedeutung der Heimatvertriebenen bei der Zukunftsgestaltung von Europa. Aus
aktuellem Anlass blieb die Würdigung der Verdienste des „wahren Europäers“ Otto
von Habsburg nicht unerwähnt. „Unsere Aufgabe ist es“ – so der Festredner -,
„das Vermächtnis von Persönlichkeiten wie Otto von Habsburg zu pflegen, indem
wir uns für die Versöhnung, für das menschliche Miteinander, gegen jeden
Radikalismus, gegen Vertreibung in jeglicher Form und für Europa und seine Werte
einsetzen.“
Ein weiterer Programmpunkt war dem
Engagement von Werner
Schuka und Jochen Zauner gewidmet, die sich in der modernen medialen
Kommunikation für ostpreußische Belange und Aktivitäten stark machen. Sie
erhielten dafür die Silberne Ehrennadel.
Viele Mitglieder der fünf nordrhein-westfälischen
Regierungsbezirke der Landesgruppe im Zeichen der Elchschaufel erlebten am
diesjährigen „Kleinen Ostpreußentreffen“ auf Schloss Burg bei Solingen das
Wiedersehen mit Landsleuten und Freunden aus ihrer alten Heimat. Man konnte in
aller Ruhe plachandern, typisch ostpreußische Spezialitäten verkosten und in dem
einen oder anderen Buch blättern. Es war ein geselliges Treffen über
Generationen hinweg, bei dem sowohl die älteren Semester als auch die jungen
Leute zurückblickten, aber vor allem optimistisch der Zukunft entgegen sahen. So
etwa nutzten die Vertreter des „Bundes Junges Ostpreußen“ die Gelegenheit, um
ihre landsmannschaftlichen Aktionen und Projekte anhand von
Informationsmaterial, Zeitschriften und regen Gesprächen bekannt zu machen. An
dem von Dr. Ernst Gierlich betreuten Büchertisch der Kulturstiftung der
deutschen Vertriebenen gab es seltene Schriften und Heimatbücher, darunter auch
die gefragten Erlebnisberichte von anno dazumal sowie die jährlich erscheinenden
„Ostdeutschen Gedenktage“.
Und wenn es um Ostpreußen geht, ist Bernstein
immer ein Thema. Auch beim Treffen auf Schloss Burg gab es einen reichlich
bestückten Stand, an dem goldgelb schimmernde Schmuckstücke aus versteinertem
Harz bewundert und erworben werden konnten.
Für Aufmerksamkeit sorgten auch Jutta Scholz und
Gertrud Graev aus Lüdenscheid, die traditionelles Weben vorführten. Sie haben
sich auf das Weben von bunten Jostenbändern mit verschiedenen Innschriften
spezialisiert und boten vor Ort Einblicke in ihre Fertigkeit. So wie es
seinerzeit die Großmütter getan haben, werden auch heute die Bänder zunächst auf
den Kamm eingezogen und dann mit dem Schiffchen gewebt. Wer etwas Geduld hatte,
konnte das Entstehen eines Bändchens innerhalb kurzer Zeit miterleben.
Das Geschehen am Platz vor der Gedenkstätte der
deutschen Heimatvertriebenen war auch von Musik und Tanz geprägt. Dr. Bärbel
Beutner leitete den musikalisch umrahmten, mit Gedichtvorträgen bereicherten
„Bunten Reigen“, an dem sich unter anderem das Blasorchester Dabringhausen unter
der Leitung von Thorsten Steinhaus, die von Torben Krause geleiteten
Dabringhausener Musikanten und die Volkstanzgruppe Wermelskirchen beteiligten.
Zum Abschluss der diesjährigen Kundgebung wurden die
ostpreußische Landeshymne „Land der dunklen Wälder“ und die 3. Strophe des
Deutschlandliedes gemeinsam gesungen. Veranstalter, Teilnehmer und Besucher
waren sich einig: Im nächsten Sommer will man sich auf Schloss Burg wieder
treffen.