Blick auf den Schlossplatz, im Hintergrund die Gedenkstätte des Deutschen Ostens |
Ostpreußen: Erbe und Auftrag
Das „kleine“ Ostpreußentreffen auf Schloss Burg
an der Wupper hat Verstärkung bekommen -
Ostpreußen, Schlesier und Pommern
verbrachten gemeinsam einen erlebnisreichen Heimattag.
„Unser Anliegen ist es, das kulturelle und geschichtliche Erbe Ostpreußens zu bewahren, daran zu erinnern und es jungen Leuten zu ermöglichen, die Kulturlandschaft Ostpreußens erleben zu können. Darüber hinaus ist es für uns eine Herzensangelegenheit, an das Schicksal der deutschen Vertriebenen, zu denen viele unserer Großeltern gehören, während und nach dem zweiten Weltkrieg zu erinnern und dafür Sorge zu tragen, dass dieses nicht in Vergessenheit gerät“, sagte Tobias Link, Bund Junges Ostpreußen i.d.LO, Regionalvorsitzender West, beim diesjährigen Heimattreffen auf Schloss Burg.
Schon seit vielen Jahren ist es eine liebgewonnene Tradition, dass die Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Anfang Juli zu einem Stelldichein auf Schloss Burg an der Wupper einladen. Diesmal war einiges anders und doch alles so informativ und gemütlich, wie „alle Jahre wieder“. Neu war, dass erstmals die Landesgruppen Nordrhein-Westfalen der Landsmannschaften Ostpreußen, Pommern und Schlesien ein gemeinsames Heimattreffen auf dem Plateau vor der Gedenkstätte des Deutschen Ostens auf Schloss Burg abgehalten haben.
Plachandern, Informieren und Genießen
Schon ein Blick auf die vielen Stände und die zahlreichen Gäste verriet, dass es den drei Landsmannschaften gelungen ist, Mitglieder und Freunde für das diesjährige Treffen zu begeistern. Wer am ersten Sonntag im Juli auf Schloss Burg war, hat einen erlebnisreichen Tag mit seinen Landsleuten verbracht, alte Freunde wiedergetroffen und zugleich neue Bekanntschaften geknüpft. Im Mittelpunkt der Begegnung stand das Plachandern, aber auch das Genießen kulinarischer Spezialitäten und nicht zuletzt der Informationsaustausch kamen nicht zu kurz. Und was bei einem Treffen der Ostpreußen immer dabei ist, war auch diesmal an einem Stand zu bewundern: Bernstein, das Gold der Ostsee.
Bei einem Rundgang über den Platz vor der Gedenkstätte auf Schloss Burg im Bergischen Land konnten die Besucher bei Sonnenschein und Regenschauer viel Wissenswertes zu den drei Heimatregionen aus erster Hand erhalten. Unter den Gästen waren auch ostpreußische Trachtenträgerinnen zu sehen, darunter die gebürtige Königsbergerin Brigitte Schüller-Kreuer und Sigrid Kruschinski. Ute und Karl-Heinz Grun waren in Trachten aus dem Riesengebirge gekleidet.
Am Ostpreußenstand wurde umfangreiches Informationsmaterial rund um die alte Heimat angeboten. Die Besucher konnten in Büchern, Broschüren, Bildbänden und Landkarten sowie in den jüngsten Ausgaben der Preußischen Allgemeinen Zeitung blättern. Informiert wurde auch über die Sendungen von Ostpreußen TV. Am Stand stellte übrigens auch die Gastrednerin Renata Zajączkowska, Vorsitzende der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaft in Breslau (DSKG) und Vize-Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), eine Auswahl von Büchern zum Thema „Die Deutschen in Polen“ aus.
Mit von der Partie waren auch diesmal Vertreter vom Bund Junges Ostpreußen (BJO). Tobias Link, Regionalvorsitzender West, und sein Team informierten über die vielfältigen Aktivitäten der jungen Generation im Hinblick auf die Bewahrung des kulturellen und geschichtlichen Erbes. Nebenan, bei „Cafe Lorbaß“, wurden leckere selbstgebackene Kuchen angeboten. Auch am Gemeinschaftsstand der landsmannschaftlichen Gruppen aus Wuppertal und Solingen konnte u.a. der typisch ostpreußische Mohnkuchen verkostet werden.
Bei den Pommern gab es neben der Pommernfibel und mehreren Ausgaben des Heimatbuches auch Landkarten, Literatur zu Volkstänzen und nicht zuletzt die typischen Salzkuchen und den Kräuterlikör Schit-Lot-Em.
Die Schlesier brachten Publikationen von Josef Drobny, Schlesische Nachrichten und großformatige Landkarten mit. Sie verwöhnten ihre Gäste mit schlesischem Mohnkuchen und einem Schluck echtem Stonsdorfer. Am Stand der Brotbäckerei Artur Müller aus Schwelm ging es um leckere Brote und Kuchen, die heute nach überlieferten Rezepturen hergestellt werden.
Aus dem offiziellen Programm
Nach einem abwechslungsreichen Platzkonzert des Oberschlesischen Blasorchesters aus Ratingen und der Andacht des Pfarrers Dr. Volker Lubinetzki aus Wermelskirchen folgte der offizielle Teil der Veranstaltung. Die Vertreter der drei Landsmannschaften begrüßten die zahlreich erschienenen Gäste. Rudi Pawelka, Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in NRW und BdV-Landesvorsitzender NRW, betonte, dass es die Aufgabe aller Landsleute sei, für ihre Heimatregionen einzutreten. Pawelka fügte hinzu, dass das reiche ostdeutsche Erbe bewahrt und gepflegt werden müsse, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Es sei wünschenswert, dass die Vertriebenen zeigen, welch wertvolles „geistiges Gepäck“ sie auf ihrer Flucht in die Bundesrepublik Deutschland mitgebracht haben. Veranstaltungen wie das Heimattreffen auf Schloss Burg seien eine gute Gelegenheit, um das Selbstwertgefühl der Vertriebenen zu stärken und neu aufzuladen – so Pawelka.
Als Vertreter der Pommerschen Landsmannschaft, Landesgruppe NRW, sowie als Vertreter der Bundeslandsmannschaft der Pommern sprach Detlef Lindemann. Er hob die gute Kooperation der drei Landsmannschaften hervor, die es ermöglicht hat, dass die Pommern gemeinsam mit den Ostpreußen und mit den Schlesiern vor der Gedenkstätte des Deutschen Ostens das Landestreffen durchführen konnten.
Lindemann betonte: „Heimat ist nicht nur etwas Vergangenes, sondern sie hat die Menschen von innen und von außen her geprägt.“ Und mit Blick auf die Gegenwart und Zukunft fügte Lindemann hinzu: „Es ist nun unsere Aufgabe, unsere ostdeutsche pommersche Kultur in das ganze gegenwärtige Deutschland einzubringen und es heute hier zu bezeugen.“
Auch der seit kurzem gewählte Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen - Landesgruppe NRW, Wilhelm Kreuer, begrüßte die Teilnehmer, darunter auch die Landtagsabgeordneten Helmut Seifen und Nic Vogel sowie Remscheids Bürgermeister Lothar Krebs.
Kreuer verriet: „Trotz gelegentlich unterschiedlicher politischer Ansichten eint uns mit Bürgermeister Krebs die Einsicht, dass nur den Brückenbauern die Zukunft gehört. So wie er Brücken nach Sensburg gebaut hat, für die wir ihm sehr dankbar sind, weiß er an uns zu schätzen, dass wir, die Vertriebenen, anders als es vielfach in der Öffentlichkeit dargestellt wird, ebenfalls Brückenbauer in die alte Heimat sind. Niemand hat seit den Öffnungen der Grenzen so viele Hilfsgüter in die alte Heimat transportiert wie die Vertriebenen. Niemand hat so viele Spenden zum Erhalt deutscher Kulturgüter aufgebracht wie die Vertriebenen. Niemand hat so viele persönliche, herzliche und lang dauernde Kontakte in die alte Heimat geknüpft wie die Vertriebenen.“
Die Teilnehmer des Heimattreffens auf Schloss Burg lauschten ehrfurchtsvoll dem Läuten der Königsberger und der Breslauer Glocken sowie dem Trompetensolo von Frank Braun. Zum Gedenken an die Opfer von Gewalt und Krieg sowie an die Opfer der Vertreibung wurde ein Kranz niedergelegt. Der frühere, langjährige Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe NRW, Jürgen Zauner, sprach ein Totengedenken unter dem Motto „Erinnern bewahrt vor Vergessen.“
Den Gastvortrag bei der Kulturveranstaltung auf Schloss Burg hielt Renata Zajączkowska, Vorsitzende der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaft in Breslau (DSKG) und Vize-Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG). Die 1931 geborene Breslauerin reiste gemeinsam mit Maria Neumann, Geschäftsführerin des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, an und legte 930 Kilometer aus Oppeln zurück. Die Breslauerin wurde vor kurzem für ihre Verdienste um die deutsche Minderheit in Polen mit dem vom polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda verliehenen Verdienstkreuz der Republik Polen in Gold ausgezeichnet.
In ihrem Vortrag „
Heimat und Identität aus Sicht der Heimatverbliebenen“ sagte Renata Zajączkowska: „Ich habe die Ehre, all die zu vertreten, die der Heimat besonders treu waren und sind, nämlich die deutschen Schlesier, Ostpreußen und Pommeraner, die nach dem Krieg zugleich das Glück als auch Leid hatten, in der Heimat zu bleiben. Die Nachkriegsjahre waren für die in der Heimat verbliebenen Deutschen hart gewesen.“ Erwähnung fanden einige bedeutende Aktivitäten des VdG in Sachen Bildung. Die Referentin betonte: „Wir Alle, hier und da, sind die prädestinierten Brückenbauer für Völkerverständigung und Vertiefung der europäischen Einheit.“Kulturprogramm bei Regen und Sonnenschein
Vor dem Start des Kulturprogramms zeichnete der Landesvorsitzende der Ostpreußen in NRW, Wilhelm Kreuer, Margitta Romagno, Bezirksreferentin der Ostpreußen von Düsseldorf, mit dem Verdienstabzeichen aus. Sie erhielt die Ehrung für ihre Tätigkeit als Betreuerin der Gedenkstätte des Deutschen Ostens im Batterieturm von Schloss Burg.
Den „Bunten Reigen“ moderierte auch diesmal die Kultur- und Frauenbeauftragte der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Bärbel Beutner. Sie bereitete ein abwechslungsreiches Programm mit musikalischer Umrahmung durch das Oberschlesische Blasorchester vor. Zu Gast war die schlesische Tanzgruppe „Der Fröhliche Kreis“ aus Bergisch-Gladbach. Wegen des einsetzenden Regens konnte die Gruppe nicht ihr ganzes Programm vorführen. Samt, Spitzen, Brokat und die handgewebten Stoffe der Trachten hätten durch zu viel Nässe gelitten. Sie schafften es dennoch, bei den ersten Sonnenstrahlen einige schwungvolle Volkstänze zu zeigen.
Dr. Beutner ging auf das „reiche und geschichtsträchtige Schlesien“ mit einem Gedicht von Friedrich Bischoff ein. Brigitte Kiel stellte die Geschichte und Kultur Pommerns detailliert vor.
Am Ende des Heimattreffens war Veranstaltern und
Gästen gleichermaßen klar: Man will sich im nächsten Jahr noch zahlreicher
zusammenfinden.
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