Lorenz Grimoni
(Mitte) nimmt mit seinen Mitstreitern Viktor Napierski, Reinhard Trautwein,
Wolfgang Richter-Reichhelm und Horst Warthun (v.l.) Abschied vom Museum Stadt Königsberg. |
Abschied vom Museum Stadt Königsberg in Duisburg
Duisburg. Gestern schloss das Duisburger "Museum Stadt Königsberg" nach 48 Jahren für immer seine Pforten. Die Bestände gehen nach Lüneburg in das Ostpreußische Landesmuseum, das Patenschaftsbüro hier bleibt jedoch bestehen.
Vor 70 Jahren wurde aus der ostpreußischen Landeshauptstadt Königsberg das russische Kaliningrad. Vor 65 Jahren schloss die Stadtgemeinschaft Königsberg einen Patenschaftsvertrag mit der Stadt Duisburg. Vor 48 Jahren wurde hier ein ständiger Ausstellungsort für die Geschichte und Kultur Königsbergs eröffnet, er bestand zweimal 24 Jahre: zunächst als "Haus Königsberg" in einer Villa an der Mülheimer Straße 39 in Neudorf, seit 1992 als Museum Stadt Königsberg" in Räumen des Kultur- und Stadthistorischen Museums am Innenhafen, welche die Stadt Duisburg kostenlos zur Verfügung stellte.
Vor 28 Jahren übernahm Lorenz Grimoni, selbst gebürtiger Königsberger und damals Pfarrer der Salvatorkirche, die ehrenamtliche Leitung des Museums, die für ihn zu seinem Lebenswerk wurde. Vor 25 Jahren schloss die Stadtgemeinschaft Königsberg einen 30-Jahres-Vertrag mit der Stadt Duisburg.
Wie berichtet, können die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museums dies nun aus Altersgründen nicht mehr schultern. Es schloss gestern für immer seine Pforten und der reichhaltige Museumsbestand wandert nach Lüneburg in das dortige Ostpreußische Landesmuseum. 1992 galt das damals neue Duisburger Museum noch als willkommene Ergänzung zu Lüneburg, denn dort konnte Königsberg in der Darstellung des gesamten Landes nur einen kleinen Platz einnehmen. Jetzt wird das Ostpreußische Landesmuseum erweitert und modernisiert, so dass die Duisburger Bestände dort nun ihrerseits sehr willkommen sind.
Die Dauerleihgaben der Stadt Duisburg ziehen mit um und werden in Lüneburg besonders herausgestellt. Das hat die Stadtverwaltung ebenso garantiert wie den Weiterbestand des Duisburger Patenschaftsbüros mit der Einwohnerkartei und der Redaktion des "Königsberger Bürgerbriefs", der zweimal jährlich mit 96 Seiten in alle Welt geht, sowie einen Zuschuss zu den Umzugskosten.
Gestern gab es in der gefüllten Karmelkirche eine Abschiedsveranstaltung für das "Museum Stadt Königsberg". Oberbürgermeister Sören Link sprach ein Grußwort, und auch Altoberbürgermeister Josef Krings durfte nicht fehlen. Lorenz Grimoni ließ in seiner Rede die wichtigsten Personen und Ereignisse Revue passieren. Immer wieder ging es dabei um berühmte Königsberger wie den Philosophen Immanuel Kant, den Dichter und Komponisten E.T.A. Hoffmann oder die Künstlerin Käthe Kollwitz, zu denen die Duisburger Bestände Einiges zu bieten haben, bis hin zu einer Locke von Kant. Sogar die Erfinderin der Currywurst soll aus Königsberg stammen. Internationale Beachtung fanden besonders die Duisburger Kant-Ausstellungen 2004 (zum 200. Todestag des Philosophen) und 2010 ("Kant der Europäer" zur Kulturhauptstadt Ruhr).
Besonders betonte Grimoni die guten Beziehungen zur Oblast Kaliningrad. 1990 berichtete der Kaliningrader Juri Iwanow im überfüllten "Haus Königsberg" erstmals wieder aus der zuvor gesperrten Stadt. Duisburg initiierte dann erste Hilfslieferungen in die damals verarmte Region. Später konnte immer wieder mit alten Bauplänen ausgeholfen werden, zum Beispiel beim Wiederaufbau des Doms - aber auch beim Eisbärengehege im Tiergarten, denn der Königsberger Zoodirektor war schon 1935 nach Duisburg gewechselt, deshalb gab es hier lange noch eine "Elch-Schänke".
Man kann sich vorstellen, dass Lorenz Grimoni,
der stets sehr bescheiden auftritt, den gestrigen Nachmittag mit wehmütigen
Gefühlen erlebte.