Blick auf den Schloßhof
Blick auf den Schloßhof

„Pommern lebt solange, wie wir es wollen!“
Drei befreundete Landsmannschaften beteiligten sich an der NRW-Kulturveranstaltung
auf Schloss Burg bei Solingen

Mit diesen Worten nahm Detlef Lindemann, Vertreter der Pommerschen Landsmannschaft Landesgruppe NRW sowie Vertreter der Bundeslandsmannschaft der Pommern, beim Heimattreffen auf Schloss Burg Bezug auf die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft: „Es ist nun unsere Aufgabe, unsere ostdeutsche-pommersche Kultur in das ganze gegenwärtige Deutschland einzubringen und hier zu bezeugen.“

Und er betonte: „Wenn wir auch unsere materielle Heimat verlassen mussten, die geistige und kulturelle Heimat ist uns geblieben, ja, wir haben sie mitgenommen und in unseren Herzen bewahrt. Sie ist ein wesentlicher Teil auch unserer deutschen und damit europäischen Kultur. Das immer wieder zu bezeugen und daran zu erinnern, war und bleibt unser Auftrag“.

An der diesjährigen Kulturveranstaltung der Landsmannschaften Ostpreußen, Pommern und Schlesien – Landesgruppen Nordrhein-Westfalen – auf Schloss Burg an der Wupper haben bei schönstem Sommerwetter Persönlichkeiten des politischen und sozialen Lebens sowie zahlreiche Landsleute und Freunde teilgenommen. Die vor wenigen Jahren noch als „Kleines Ostpreußen-Treffen“ bekannte traditionelle Begegnung unter dem Zeichen der Elchschaufel hat inzwischen Verstärkung bekommen. Diesmal verbrachten Ostpreußen, Schlesier und Pommern gemeinsam einen erlebnisreichen und informativen Heimattag.

Die Veranstaltung auf dem Plateau vor der Gedenkstätte des Deutschen Ostens auf Schloss Burg bot den Besuchern zum einen Gelegenheit zum gemütlichen „Plachandern“ und zum Genießen von typischen „heimatlichen“ Spezialitäten, zum anderen die Möglichkeit zum Austausch von Erinnerungen und zu Gesprächen mit Gleichgesinnten. Bei einem Rundgang konnten die Besucher an den Ständen der drei Landsmannschaften viel Wissenswertes zu den jeweiligen Heimatregionen aus erster Hand erfahren.

Grußworte und Botschaften

Das Kulturprogramm auf Schloss Burg bei Solingen startete mit einem stimmungsvollen Platzkonzert, das auch diesmal das Oberschlesische Blasorchester aus Ratingen bestritt. Die Teilnehmer des Heimattreffens lauschten ehrfurchtsvoll dem Läuten der Königsberger und der Breslauer Glocken sowie den anschließenden Grußworten und Botschaften. Ein geistliches Wort bot Pfarrer Michael Mohr, Stadtdechant von Solingen. Er verwies darauf, dass es gut sei, an die Heimat zu denken sowie Erfahrungen und Erinnerungen aus früheren Zeiten mit anderen Menschen zu teilen.
 

Die Vorsitzenden der drei Landsmannschaften bei der Totenehrung in der Gedenkstätte. V.l.n.r.: Detlef Lindemann, Pommern; Rudi Pawelka, Schlesien und Wilhelm Kreuer, Ostpreußen.
Die Vorsitzenden der drei Landsmannschaften bei der Totenehrung in der Gedenkstätte.
V.l.n.r.: Detlef Lindemann, Pommern; Rudi Pawelka, Schlesien und Wilhelm Kreuer, Ostpreußen.

Zum Gedenken an die Opfer von Gewalt, Krieg und Vertreibung sprach Klaus-Arno Lemke, stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister der Landsmannschaft Ostpreußen NRW. Es wurde ein Kranz niedergelegt.

Die Grußworte der Landesvorsitzenden der drei Landsmannschaften hatten einen gemeinsamen Tenor: Man war froh, dass aufgrund der guten Kooperation auch diesmal ein abwechslungsreiches Programm an der Gedenkstätte des Deutschen Ostens bestritten werden konnte.

Rudi Pawelka, Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in NRW und BdV-Landesvorsitzender NRW, betonte, dass das reiche ostdeutsche Erbe bewahrt und gepflegt werden müsse, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Die Kulturveranstaltung auf Schloss Burg, bei der jede der drei teilnehmenden Landsmannschaften ihre kulturellen Eigenarten aufzeigt, sei – so Pawelka – eine Bereicherung für alle.

Wilhelm Kreuer, der Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen - Landesgruppe NRW, sprach über die ostpreußische Identität, die sich als Teil der gesamtdeutschen Kulturlandschaft wiederfindet. Er übermittelte Grüße von Stephan Grigat, dem Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, der der Veranstaltung auf Schloss Burg einen guten Verlauf wünschte.

Pommern-Vertreter Detlef Lindemann definierte den Begriff „Heimat“ und betonte, dass es sich dabei nicht nur um etwas Vergangenes handle, sondern dass Heimat die Menschen von innen und von außen her geprägt habe. Es sei ein wichtiges Anliegen der Landsmannschaft, die junge Generation für die Geschichte und Kultur Pommerns zu interessieren.

Lindemann schussfolgerte: „Ein Mensch kann seine Zukunft nur gewinnen, wenn er weiß, wo seine Wurzeln sind und wo er herkommt. Pommern lebt solange, wie wir es wollen!“

Verlesen wurden Grußworte von Rüdiger Scholz MdL und vom Staatssekretär Klaus Kaiser. Die Festansprache bot Hans Eifler, der einen Vortrag zum Thema „Unrecht der Vertreibung“ hielt.

Im Namen der jungen Generation sprach Tobias Link, BJO-Regionalvorsitzender West, der Aktivitäten und Ziele des Bundes im Hinblick auf die Bewahrung des kulturellen und geschichtlichen Erbes Ostpreußens hervorhob. Er wandte sich an die Anwesenden mit der Bitte, im Familien– und Freundeskreis das Interesse für die Vergangenheit und Gegenwart Ostpreußens zu wecken.
 

Für gute Stimmung sorgten die jungen und jung gebliebenen Mitglieder der Danzdeel Salzkotten
Für gute Stimmung sorgten die jungen und jung gebliebenen Mitglieder der Danzdeel Salzkotten

Bernstein, Salzkuchen und bunter Reigen

In der Gedenkstätte des deutschen Ostens waren Auszüge aus der Dokumentation „Vertrieben – und vergessen? Pommern in der deutschen und europäischen Geschichte“ zu sehen. Die Wanderausstellung wurde vom heimatpolitischen Arbeitskreis der Pommerschen Landsmannschaft e.V. - Landesgruppe NRW erstellt. Mit detaillierten Informationen brachte Helfried Glawe den Besuchern die Schwerpunkte der Schau näher. Die pommersche Landsmannschaft war übrigens u.a. mit Vertretern aus Dortmund – Erika Glasener, Edeltraud und Helfried Glawe – sowie aus Wuppertal – Horst Brüger – beim Heimattreffen dabei.

An den Ständen auf dem Vorplatz der Gedenkstätte boten die drei Landsmannschaften neben Büchern und Landkarten auch Bildbände sowie Literatur zu Trachten und Volkstänzen an. Schmuckstücke aus Bernstein, dem Gold der Ostsee, waren ebenso zu sehen und zu erwerben, wie auch schlesische Brot- und Backwaren, die nach alten Rezepturen hergestellt wurden. Letztere konnten am Stand der Bäckerei Artur Müller aus Schwelm probiert, vor Ort genossen oder gekauft werden.

In der Gunst der Besucher standen die pommerschen Salzkuchen und der schlesische Mohnkuchen ganz oben auf der Liste. Leckere, selbstgebackene Kuchen und reichlich Information gab es auch am Ostpreußen-Stand „Cafe Lorbaß“, der vom 17jährigen Erik und seinem Vater Michael Kobus betreut wurde. Begehrt waren nicht zuletzt auch edle Tropfen – wie etwa die bekannten Kräuterliköre Stonsdorfer und Schit-Lot-Em.

Der kulturelle Teil des Heimattreffens wurde von Dr. Bärbel Beutner eingeleitet. Bei dieser Gelegenheit stellte die Kultur- und Frauenbeauftragte der Landsmannschaft Ostpreußen neue Publikationen vor, darunter die historische Entdeckungsreise von Peter Börner „Die Deutschen und ihr Nationalgefühl“ sowie aktuelle Literatur von Martin Schröder.

Für gute Stimmung sorgten die jungen und jung gebliebenen Mitglieder der Danzdeel Salzkotten. Zum Repertoire der Gruppe zählen traditionelle pommersche und niederdeutsche Tänze, welche sie durch internationale Tanzweisen ergänzen.Sie begeisterten das Publikum auf Schloss Burg mit einem bunten Programm bestehend aus Chor, Musik und Volkstänzen.

Mit dem „Bergischen Heimatlied“ wurde der erlebnisreiche Begegnungstag auf Schloss Burg bei Solingen abgerundet. Viele der Anwesenden hoffen, im nächsten Jahr wieder gesund dabei zu sein.
 

Pommern-Stände mit Salzkuchen Pommern-Stände mit Literatur aus der Heimat
Pommern-Stände mit Salzkuchen
 
Pommern-Stände mit Literatur aus der Heimat
 

Quelle:
Text + Fotos: Dieter Göllner

veröffentlicht in: PAZ - Die Pommersche Zeitung - Nr. 29, 21.07.2018