Jung waren sie einst daheim, aber Heimat feiern wollen sie jetzt hier, die verlorene ebenso wie die gefundene, und dafür ist ihnen kein Weg zu weit und kein Sommer zu heiß

Jung waren sie einst daheim, aber Heimat feiern wollen sie jetzt hier, die verlorene ebenso wie die gefundene,
und dafür ist ihnen kein Weg zu weit und kein Sommer zu heiß

Heimat feiern
Ostpreußen, Pommern und Schlesier auf dem Plateau vor Schloss Burg

Diesmal war das Wetter auf der Seite der Veranstalter. Bei schönstem Sonnenschein konnten die zahlreich erschienenen Ostpreußen, Pommern und Schlesier auf dem Plateau vor Schloss Burg bei Solingen ein gelungenes Heimatfest feiern. Zum Gelingen des Treffens trugen auch das Platzkonzert mit dem Oberschlesischen Blasorchester Ratingen und der schwungvolle Auftritt der Tanzgruppe Danzdeel Salzkotten bei.

Ein Besuch der Gedenkstätte des Deutschen Ostens weckt immer noch bei vielen Menschen Erinnerungen an die Vergangenheit und an die alte Heimat.

Hier war auch die Ausstellung unter dem Motto Vertrieben und vergessen? Pommern in der deutschen und europäischen Geschichte“ untergebracht. Großes Interesse galt Büchern und Bildbänden, aber auch Wappen und Stickern sowie den kostbaren Bernstein-Schmuckstücken.

Es wurde in Publikationen wie die Preußische Allgemeine Zeitung“, Fritz“ (Junge Zeitschrift für Ostpreußen) und Schlesien heute“ neugierig geblättert, Landkarten, Archiv-Fotografien und seltene Buchausgaben aus den Heimatregionen eingehend studiert. Darüber hinaus war eine Auswahl von Büchern aus profilierten Verlagshäusern wie Heiligenwalde, Rautenberg und Weltbild zu sehen.

Am Stand der Jugendorganisation BJO (Bund Junges Ostpreußen) sowie bei Café Lorbaß“ erhielten die Besucher Informationen zu den abwechslungsreichen Aktivitäten der jungen und jung gebliebenen Mitglieder, denen es um die Bewahrung des kulturellen und geschichtlichen Erbes Ostpreußens geht. Vor allem jedoch bot das Treffen den Besuchern die Möglichkeit, mit Landsleuten zu plachandern“ sowie persönliche Erlebnisse und Geschichten von gestern und heute auszutauschen. Neben schlesischen Mohnkuchen und traditionellen Brotspezialitäten sowie pommerschen Salzkuchen gab es auch edle Tropfen zu verkosten. Zur Wahl standen unter anderem Schit-Lot-Em, Kroatzbeere oder Stonsdorfer.

Das Geläut der Königsberger und der Breslauer Glocken sowie das Totengedenken mit Kranzniederlegung stimmten die Besucher auf den offiziellen Teil des Kulturprogramms am Vorplatz der Gedenkstätte ein. Anwesend waren die Bürgermeister von Remscheid und von Solingen sowie mehrere Honoratioren aus politischen und sozialen Bereichen.

Heimat erlesen: Die Bücherstände der Landsmannschaften und der Verlage mit einschlägigem Sortiment erfreuen sich stets großen Zuspruchs.Wilhelm Kreuer, Vorsitzender der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, bezog sich in seinem Grußwort auf die ostpreußische Identität, die als Teil der gesamtdeutschen Kulturlandschaft zu begreifen ist. Bestimmt stellen sich einige der hier Anwesenden die Frage: Was will die Landsmannschaft Ostpreußen, was wollen die Vertriebenen heute überhaupt noch? Sind die Themen heute noch relevant? Der Zweite Weltkrieg ist doch 73 Jahre her“, fragte Kreuer und bot gleich eine adäquate Antwort: Nun, wir Ostpreußen sind selbstbewusst genug, auf unsere 700jährige deutsche Geschichte zu verweisen. Ostpreußen ist nicht nur Teil unserer Geschichte, sondern auch unserer Kultur und unserer Identität.“

Rudi Pawelka, Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in Nordrhein-Westfalen und BdV-Landesvorsitzender, betonte, dass das reiche ostdeutsche Erbe bewahrt und gepflegt werden müsse, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Die Kulturveranstaltung auf Schloss Burg, bei der jede der drei teilnehmenden Landsmannschaften ihre kulturellen Eigenarten aufzeigt, sei eine Bereicherung für alle.

Detlef Lindemann, Vertreter der Pommerschen Landsmannschaft Nordrhein-Westfalen sowie Vertreter der Bundeslandsmannschaft der Pommern, definierte den Begriff Heimat“ und betonte, dass es sich dabei nicht nur um etwas Vergangenes handle, sondern dass Heimat die Menschen von innen und von außen her geprägt habe. Es sei ein wichtiges Anliegen der Landsmannschaft, die junge Generation für die Geschichte und Kultur Pommerns zu interessieren: Ein Mensch kann seine Zukunft nur gewinnen, wenn er weiß, wo seine Wurzeln sind und wo er herkommt. Pommern lebt so lange, wie wir es wollen!“

Den Festvortrag hielt der 1938 in der Wallensteinstadt Sagan/Schlesien geborene Hans Eifler, der sowohl informativ als auch emotional auf Das Unrecht der Vertreibung gestern wie heute ein Thema von Relevanz“ einging.

Das unterhaltsame Kulturprogramm der Gruppe Danzdeel Salzkotten begeisterte mit Chor, Musik und Volkstänzen aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien die Besucher. Durch immer weitere Zugaben wurde der Zeitrahmen sogar deutlich überschritten.
 

Quelle:
Text + Fotos: Dieter Göllner,
veröffentlicht in: KK 1394, 25.07.2018,
https://kulturportal-west-ost.eu/korrespondenzen/heimat-feiern