Über 700 Besucher haben sich an diesem Tage auf dem Schloßplatz eingefunden. |
Treffen auf Schloss Burg 2016
Begegnung im Zeichen der Elchschaufel
Zahlreiche gebürtige Ostpreußen, Schlesier und Pommern sowie deren Freunde genossen an der Gedenkstätte der deutschen Heimatvertriebenen auf Schloss Burg a. d. Wupper einen erlebnisreichen Tag.
In diesen Tagen, wenn Themen rund um die aktuelle Flüchtlingsproblematik in Europa im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen, ist es verständlich, dass sie auch im offiziellen Teil der Veranstaltung auf Schloss Burg bei Solingen Erwähnung finden: „Das letzte Jahr hat uns wiederum erschreckend gezeigt, dass die eigenen deutschen Opfer von Krieg, Flucht, Rechtsbruch und Vertreibung nichts, aber auch gar nichts für eine bessere Zukunft in Europa und der Welt bewirken konnten, dass niemand aus unserem Leiden lernen wollte, dies ist die nun bei uns täglich sichtbare bittere Erfahrung, der letzten noch lebenden Zeitzeugen in diesen Tagen“, betonte Jürgen Zauner, Vorsitzender der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe NRW.
Die nunmehr 20. Kulturveranstaltung der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe NRW, auf Schloss Burg an der Wupper war für Veranstalter, Teilnehmer und Besucher ein gelungenes Heimattreffen. Bereits zum zweiten Mal waren auch Vertreter der Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe NRW, dabei. Mit einem Informationsstand waren übrigens diesmal auch die nordrhein-westfälischen Pommern aus Wuppertal - sozusagen als „Vorhut“ – präsent. Voraussichtlich werden sie im Jahr 2017 für einen stärkeren Auftritt sorgen. Bei der Begrüßungsansprache dankte Jürgen Zauner den Teilnehmer/innen für ihr Kommen und verriet zugleich: „Ohne Ihre jährliche Anwesenheit hier auf dem Schlossplatz gäbe es diese wichtige Öffentlichkeitsarbeit in NRW nicht mehr.“ Auch Rudi Pawelka, Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in NRW und seit kurzem BdV-Landesvorsitzender in NRW, begrüßte die zahlreich erschienenen Landsleute.
Der Hauptredner, Historiker und Literaturwissenschaftler Dr. Walter Rix, betonte in seinem Beitrag u.a.: „Wir befinden uns ja hier auf Schloss Burg, wie auf einer Insel. Hier treffen wir mit Menschen zusammen, mit denen wir vieles gemeinsam haben, nicht zuletzt unsere Herkunft aus dem deutschen Osten. Aber kaum verlassen wir diese Insel, so bläst uns der raue Wind der Wirklichkeit scharf in das Gesicht.“
Im Namen der jungen Generation sprach Tobias Link, der neue BJO-Vorsitzende des Regionalverbandes West. Der Student schilderte seinen persönlichen Bezug zu Ostpreußen, den er durch seinen aus Preußisch Holland stammenden Großvater erhielt. Link will gemeinsam mit seinen Mitstreitern die Attraktivität der regionalen Aktivitäten steigern und den Kreis der Interessenten und Bekennern für Ostpreußen vergrößern. Die Veranstaltung wurde durch die Bezirksregierung in Düsseldorf finanziell unterstützt.
Verse, Lieder, Tänze
Dank der ehrenamtlichen Mitarbeit der vielen Vertreter/innen aus den umliegenden landsmannschaftlichen Gruppen Wuppertal und Solingen sowie vom Bund Junges Ostpreußen (BJO) wurden am Platz vor der Gedenkstätte auf Schloss Burg auch diesmal mehrere Stände mit Schriften, Bildbänden, Zeitschriften, historischen Land- und Postkarten aus ost- und westpreußischen sowie schlesischen Regionen aufgestellt. Am Stand der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, waren neben Landkarten, Publikationen und DVD-Filmen auch Wappen und Tischkarten zu entdecken. Informiert wurde zudem darüber, dass die Videokanal-Beiträge von Ostpreußen-TV jetzt auch als DVD-Filme erhältlich sind. Zu den Neuheiten gehören die Vorträge von Willy Wimmer, Hans Eifler und Dr. Walter T. Rix zum Thema „Deutschland und Russland“.
Und weil das „Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen“ ohne Bernstein nicht vorstellbar ist, war auch eine Auswahl von goldgelb leuchtenden Ketten und Armbändern zu sehen. Dass Bernsteinschmuck übrigens auch zum Ostpreußenkleid gehört, konnten neugierige Besucher von den Vertreterinnen der landsmannschaftlichen Gruppen aus Solingen und Wuppertal erfahren. Stolz präsentierten Margitta Romagno und Sigrid Kruschinski ihre selbst genähten Festtagstrachten. Dass sie – wie alle Jahre wieder – auch diesmal die Anwesenden mit der typisch ostpreußischen Mohnrolle und anderen leckeren Kuchen verwöhnten, ist für sie selbstverständlich. Köstliche Kuchenstücke nach Backrezepten von anno dazumal und interessante Neuheiten rund um die Veranstaltungen des Bundes Junger Ostpreußen gab es bei „Café Lorbaß“.
Ebenfalls in Tracht: Dr. Bärbel Beutner, Paul Sobotta und Brigitte Schüller-Kreuer |
Auch am Stand der Brotbäckerei Artur Müller aus Schwelm ging es um Produkte, die nach überlieferten Rezepturen hergestellt werden. Wer einen edlen Tropfen probieren wollte, hatte die Qual der Wahl: Probieren konnte man u.a. den ostpreußischen Bärenfang, den schlesischen echten Stonsdorfer sowie den pommerschen Kräuterlikör Schit-Lot-Em.
Einer der Höhepunkte des Treffens war das von Dr. Bärbel Beutner moderierte Kulturprogramm. Sie eröffnete den „Bunten Reigen“ mit einem Gedicht von Simon Dach über die Freundschaft sowie mit Versen aus Eichendorffs Dichtung „In Danzig“. Am Programm beteiligte sich auch die 1966 von Barbara Schoch gegründete Sing- und Spielschar „Die Klingende Windrose“. Unter der Leitung von Andreas Schillings wurden deutsche Lieder und Tänze aus Westfalen, Siebenbürgen, Ostpreußen und Schlesien gesungen bzw. aufgeführt. Zur Begeisterung des Publikums trug Dr. Beutner zusammen mit Bruno Romeike aus der Unnaer Gruppe „Gespräche“ von Dr. Lau auf Ostpreußisch vor.
Das Oberschlesische Blasorchester Ratingen mit seinem Dirigenten Andreas Bartylla sorgte mit einem Platzkonzert für gute Stimmung und begleitete auch das gemeinsame Singen u.a. mit dem Deutschland-, Ostpreußen- und Schlesierlied.
Zum Programm der diesjährigen Begegnung gehörten
auch das Trompetensolo von Frank Braun und das Gedenken an die Opfer der
Vertreibung mit Kranzniederlegung. Einige Teilnehmer nutzten übrigens die
Gelegenheit und besichtigten die Gedenkstätte der Heimatvertriebenen auf Schloss
Burg. Viele der Anwesenden sind treue „Stammbesucher“ des Treffens. Sie
versprachen jetzt schon, unbedingt auch im nächsten Jahr – sofern es ihre
Gesundheit erlaube - dabei sein zu wollen. Mit Landsleuten über frühere Zeiten
zu plachandern, sich mit Bekannten über aktuelle Themen auszutauschen, die eine
oder andere kulinarische Spezialität zu probieren und einem Kulturprogramm
beizuwohnen macht eben immer wieder Freude.
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